Wanderung in den Tod

Die tragische Geschichte zum Engländerdenkmal in Hofsgrund

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Engländer Denkmal

Kurz unterhalb des Schauinslandgipfels richtung Hofsgrund, einem Ortsteil von Oberried, liegen an den Wanderwegen zwei Denkmäler, die an ein tragisches Unglück im April 1936 erinnern. 
Die Schulklasse eines Londoner Gymnasiums unternahm in den Osterferien eine zehntätige Schwarzwaldreise. 27 Jungen im Alter von 12 bis 17 Jahren und ihr 27-jähriger Lehrer brachen am 17. April zu einer Wanderung von ihrer Jugendherberge in Freiburg über den Schauinsland und Notschrei zur Jugendherberge Radschert in Todtnauberg auf, eine sehr anspruchsvolle Tour von mehr als 20 km und rund 1.000 Höhenmetern. 

Trotz Warnung des Herbergsvaters, dass ein starker Wintereinbruch erwartet würde - es schneite bereits - startete die Truppe mit unzureichender Kleidung (teilweise kurzen Hosen), schlechtem Schuhwerk und nur wenig Proviant. Fehlanzeige auch, was eine detaillierte Wanderkarte anging, lediglich eine Übersichtskarte im Maßstab von 1:100.000 ohne die topographischen Gegebenheiten des Gebiets hatte der Lehrer bei sich. Auf dem Weg über Freiburg-Günterstal zum Schauinsland verlor die Klasse immer mehr die Orientierung, die Wetterverhältnisse verschlechterten sich zusehends und die zahlreichen Warnhinweise unterwegs blieben ungehört. Auch das Angebot eines Postbotens in der Nähe des Bergwerkheims oberhalb von Freiburg-Kappel, die Gruppe nach Kappel zurückzubegleiten, schlug der Lehrer aus und lief weiter auf einer Route, wo noch 300 Höhenmeter mit bis zu 70 Prozent Geländesteigung zu bewältigen waren. Kälte, Schnee und Sturm machte die Schüler kraftlos und erschöpft. 

Als sie am östlichen Kamm des Schauinsland ankamen, blies der Sturm stark, Schnee und Nebel ließen die Sicht vollends schwinden, sodass die Klasse hilflos herumirrte. Die Bergstation der Schauinslandbahn wäre in erreichbarer Nähe gewesen und hätte Schutz geboten, doch der Lehrer wollte die Klasse nach Hofsgrund (damals selbstständige Gemeinde, heute Ortsteil von Oberried) in Sicherheit führen. Das Unwetter und schwindende Tageslicht ließ die erschöpften Schüler aber orientierungslos in die falsche Richtung laufen. Gegen frühen Abend war die Glocke der Hofsgrunder Kirche zu hören, die Schüler, die noch Kraft besaßen, folgten dem Klang und kamen zu einem Hof unterhalb von ca. 1.100 m Höhe am Schauinsland, wo sich der Nebel aufgelöst hatte und man die Lichter im Ort sah. 

Die Bewohner dieses Hofes erkannten die verzweifelte Situation der Jugendlichen, alarmierten weitere Bürger und begaben sich auf die schwierige Suche, da keine genauen Angaben zum Verbleib der Restgruppe gemacht werden konnte. Mit Schlitten brachte man die schwächsten Jungen in den Ort, 15 Schüler schafften es aus eigener Kraft nach Hofsgrund, andere lagen bewusstlos im Schnee, was zu der Annahme führt, dass die Gruppe sich aufgelöst hatte. Die Helfer, ein Arzt und aus Freiburg gerufene Ambulanzen versorgten die völlig erschöpften und ausgekühlten Schüler, doch fünf von ihnen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren überlebten nicht.

Zur Erinnerung an dieses tragische Unglück wurde 1938 ein Denkmal an der Ostflanke unterhalb des Gipfels errichtet, der Vater eines der getöteten Jungen ließ bereits im Jahr 1937 ein Gedenkkreuz (das Eatonkreuz) aufstellen, ganz in der Nähe des Ortes, wo sein Sohn gefunden wurde. In der Hofsgrunder Kirche haben die Eltern der geretteten Schüler eine Gedenktafel gestiftet, auf der der Bevölkerung von Hofsgrund Dank für die Rettung ihrer Kinder ausgesprochen wird.

2016 erfuhr die englische Theaterautorin Pamela Carter durch einen Bericht im britischen „Guardian“ vom Tod der fünf englischen Schüler. Sie forschte weiter über die Geschehnisse und möchte darüber auch ein Theaterstück schreiben. Ihre Recherchen brachten sie auch an den Ort des Geschehens – auf den Schauinsland und nach Hofsgrund.

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