Lamas, Eis & Spielvergnügen
Ein perfekter Familientag
Im beschaulichen Kirchzartener Ortsteil Dietenbach findet sich alles, was Kinder glücklich macht.
Ganz schön groß so ein Lama. Ellenlange Beine, auf dem wolligen Körper ein noch längerer Hals und den Kopf hoch erhoben. Es wirkt beinahe so, als sehe es ein bisschen auf uns herab. Oder über uns hinweg. Die Ohren gespitzt, die Nase in den Wind gereckt. „Ein Lama nimmt mit den Ohren mindestens genauso viel wahr wie mit den Augen“, erklärt uns Matthias Maier. „Es ist ständig in Alarmbereitschaft, ob von irgendwo Gefahr droht.“ Die Wiesen und Anhöhen rund um den Ruhbauernhof wirken auf uns ganz beschaulich. Wir sind gespannt. Eine große Runde dürfen wir heute mit den Lamas drehen. Wie wird das klappen? Wer hat mehr Respekt, Mensch oder Lama? Emil, sieben Jahre, ist erst mal skeptisch. Soll er wirklich ein eigenes Lama an der Leine führen. Ein Tier, das ihn weit überragt? „Jeder darf sich sein Lama selbst aussuchen“, erklärt Bauer Maier. Fünf Tiere hat er schon mit Halfter und Leine für uns vorbereitet. „Es ist erstaunlich, aber so passen Mensch und Tier immer wunderbar zusammen.“ Marie, 12 Jahre alt, nähert sich dem großen
dunkelbraunen Lama mit dem eleganten Gang. „Das ist Latema“, stellt Maier vor, „unser Anführer, der geht immer vorneweg.“ Maries Vater lacht: „Na, dann passt das wirklich perfekt.“ Vorsichtig streicht Marie über den langen Hals von Latema. „Ich hätte nie gedacht, dass er sich so weich anfühlt.“
Der neunjährige Mael hat inzwischen ein Auge auf Mikanope geworfen, das Lama mit dem weißen Fleck auf der Stirn. Geduldig lässt er sich erklären, wie man die Leine hält, wie man dem großen Tier zeigt, wo es langgeht. Auch der puschelige Moccachino ist mit von der Partie, der hellere Sucki. Und auch Emil entscheidet sich schließlich dafür, ein Lama zu führen: Coolio, wirklich ein cooler Kerl. Während Moccachino immer wieder versucht, am Wegrand etwas zu fressen zu ergattern, hier in die Wiese zu laufen, dort ein Blatt vom Baum zu zupfen, ist Coolio nicht aus der Ruhe zu bringen. Stoisch geht er seinen Weg, dicht neben dem kleinen Menschen, der seine Leine hält. „Das ist es, was ich so an meinen Lamas liebe: ihre Ruhe, ihre Sanftmut“, sagt Matthias Maier. „Und die wirkt sich immer auch auf unsere Gäste aus.“ Das unruhigste Kind finde hier zu sich selbst, der gestresste Erwachsene eine Auszeit vom Alltag. Apropos Auszeit. Auch die Lamas brauchen ab und an eine Pause. Kaum haben wir den geteerten Weg am Bach verlassen und sind auf den schmalen Waldpfad eingebogen, bleiben sie stehen.
Plopp, plopp macht es plötzlich – und viele kleine braune Köttel plumpsen hinunter ins Herbstlaub. „Das machen sie immer so“, lacht Maier. „Auf der Straße wollen sie nicht, erst im Wald. Und wartet mal ab, wenn eines anfängt …“ Tatsächlich: Kaum hat Mikanope sein Geschäft erledigt, fängt auch Coolio an. Plopp, plopp. Emil kichert und beobachtet gebannt, was passiert. Irgendwann kann es weiter gehen. Wir kraxeln einen steilen Pfad bergan. Gewohntes Terrain für die ursprünglichen Anden-Bewohner. Und auch die Kinder zeigen keine Ermüdungserscheinungen. Was so ein Tier alles vermag. Bald lichtet sich der Wald, wir treten hinaus auf die Wiese und fangen einen herrlichen Blick über das Dreisamtal ein. Tisch und Bänke stehen bereit, ein perfekter Platz für eine Pause.
Nun dürfen die Lamas an der langen Leine grasen und die menschlichen Begleiter den Blick schweifen lassen. Marie hat ihre Hände tief in das Fell des Lamas an ihrer Seite vergraben.
Idylle pur.
Nur Coolio hat jetzt plötzlich andere Ideen. Zielstrebig nähert er sich dem Waldrand, zieht Emil beständig hinter sich her. Hier, unter knorrigen Bäumen findet er seine Leibspeise: Eicheln. Genüsslich knurpselnd steht er da, von Emil sorgenvoll beobachtet. „Darf er die essen?“ Bauer Meier bleibt ganz entspannt. „Früher habe ich mir Sorgen gemacht, ob ihnen das ein oder andere schaden könnte. Inzwischen habe ich erkannt, dass die Lamas selbst ganz gut wissen, was ihnen guttut.“ Nun meldet sich auch bei den Kindern der Hunger. Zeit, den Rückweg auf den Hof anzutreten. Von der Anhöhe geht es über die Weiden wieder bergab. Vorbei am Alpaka-Gehege mit den drei knuffigen Jungtieren (auch sie darf man ausführen) und hinab zu Lillis Café. Zwischen Ställen und Wohnhaus lädt Schwiegertochter Lilli zum Einkehren und Genießen ein: in einen Ort voller hübscher Kleinigkeiten, feinem Kuchen und hofeigenem Eis. Ganz klar, dass wir uns hier verwöhnen lassen.
Erdbeer- und Waldfruchtsorbet, Schoko- und Apfel-Joghurt-Eis –Bäuerin Margarethe Maier stellt alle Sorten selbst her, mit Milch und Sahne der eigenen Kühe. Ein paar Sonnenstrahlen fallen auf die Bank am Café, genüsslich löffeln die Kinder ihr Eis, vollends glücklich, als sich auch noch Hofhund Finn dazugesellt. Ein Ort, an dem man bleiben könnte. Bald aber werden die drei Geschwister unruhig. Während die Lamas – mit einer sanften Umarmung zurück in den Stall entlassen – entspannt über das Tal schauen, brauchen die Kinder noch eine Runde Bewegung. Was für ein Glück, dass der Spielplatz am Engenwald nicht weit ist. Nun ziehen wir ohne tierische Begleitung los. Und noch immer haben die Kinder ausreichend Energie – zum Klettern und Kraxeln, Schaukeln und Balancieren. Ein perfekter Familientag im Dreisamtal geht zu Ende.